Ein Mensch mit Triploidie hat aufgrund einer Genommutation statt den üblichen 46 Chromosomen durch die Chromosomenverdreifachungen 69 Erbgutträger in seinen Körperzellen und ist aufgrund der dadurch entstehenden körperlich-organischen Besonderheiten in den meisten Fällen langfristig nicht lebensfähig.
Babys mit Triploidie sterben in der Regel bereits während der Schwangerschaft, werden tot geboren oder versterben vergleichsweise kurze Zeit nach der Geburt. Selten überleben sie mehrere Monate und sehr selten wird das Erwachsenenalter erreicht.
Formen der Triploidie beim Menschen
Bei einer Triploidie liegen im Zellkern einer Zelle drei vollständige Chromosomensätze vor. Unterschieden werden drei Typen der Triploidie:1. Diandrie (Typ I / hyperandrische Triploidie)
- Beim Typ I der Triploidie, der als Diandrie bezeichnet wird, stammen zwei der drei kompletten Chromosomensätze von der väterlichen (paternalen) Seite. Ursache hierfür kann die Verbindung zweier haploiden Spermien in eine Eizelle sein oder eine Befruchtung der Eizelle mit einem diploiden Spermium. Die meisten Föten werden bereits in recht frühen Schwangerschaftsstadien als spontane Fehlgeburt abgestoßen.
- Beim Typ II der Triploidie, der als Digynie bezeichnet wird, stammen zwei der drei kompletten Chromosomensätze von der mütterlichen (maternalen) Seite. Ursache hierfür kann eine unterbliebene Ausstoßung des zweiten Polkörpers sein. In manchen Fällen kann eine Digynie auf eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) zurückgeführt werden. Betroffene Kinder können nachgeburtlich manchmal bis zu mehreren Monaten überleben.
- Bei der Mosaik-Triploidie weisen nicht alle Körperzellen den triploiden Chromosomensatz von 69 auf, sondern es existiert auch eine Zellinie mit dem üblichen Chromosomensatz von 46. Das vorliegen mehrere Zellinien wird in der Genetik als Mosaik bezeichnet. Abhängig von Anteil der disomen Zellen kann die Symptomatik der Triploidie milder ausfallen und die Lebenserwartung kann positiv beeinflusst werden. Der Karyotyp bei einer Mosaik-Triploidie lautet 69, XXX/46XX bzw. 69, XXY/46XY.
Auftretungshäufigkeit beim Menschen
Eine Triploidie tritt in der Regel sporadisch (vereinzelt, zufällig) auf und ohne familiäre Häufung. Die Besonderheit wurde erstmals im Jahr 1960 unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten beschrieben. Seit dem konnten über 100 Fälle mit kompletter Triploidie (Typ I und II) und ca. 20 Fälle mit Mosaik-Triploidie dokumentiert werden. Es sind geringfügig mehr männliche als weibliche Föten betroffen. Bei etwa 1 von 60.000 lebend geborenen Säuglingen kann eine Tripoidie (meistens Digynie / Typ II) festgestellt werden.Die allgemeine Auftretenshäufigkeit wird jedoch auf 1 bis 3 : 100 geschätzt. In diese Zahlen fließen auch die Babys mit ein, die bereits in sehr frühen Schwangerschaftsstadien von Körper der Schwangeren als frühe Fehlgeburten abgestoßen wurden. Etwa 3 von 25 spontanen Fehlgeburten sind auf eine Triploidie beim Ungeborenen zurückzuführen. Früh abgestoßene Föten weisen in den meisten Fällen den Typ I der Triploidie infolge einer Doppelbefruchtung durch Dispermie (zwei Spermien haben eine Eizelle befruchtet) auf, wohingegen bei Fehlgeburten zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt häufiger der Typ II (Digynie) nachgewiesen werden kann.
Ursache
Ihre Ursache kann eine Triploidie in folgenden Besonderheiten haben:- 1. Bei der Befruchtung einer Eizelle kann es in seltenen Fällen passieren, dass es zu einer sogenannten Doppelbefruchtung kommt, d.h., dass sich zwei Spermien mit der selben Eizelle verbinden.
- 2. An der Befruchtung kann eine Ei- oder Samenzelle mit diploidem Chromosomensatz beteiligt sein (Meiose-II-Störung).
- 3. In die befruchtete Eizelle kann ein Polkörper einbezogen worden sein.
- 4. Eine unübliche zygotische bzw. postzygotische Zellteilung der befruchteten Eizelle kann stattgefunden haben.
Merkmale und Diagnose
Während der Schwangerschaft können folgende Merkmale auf eine Triploidie beim ungeborenen Kind hinweisen, wobei nicht alle Symptome bei allen Kindern vorkommen bzw. in gleich starker Ausprägung vorhanden sind:- übergewichtige, vergrößerte, hydatiform degenerierte Plazenta (Mutterkuchen) /partielle (teilweise) Blasenmole (bei Triploidie väterlichen Ursprungs) / bei Triploidie mütterlichen Ursprungs ist die Plazenta meistens wie üblich entwickelt.
- ungewöhnlich geringe Fruchtwassermenge (Oligohydramnion oder Anhydramnion)
- erhöhter Wert für Alpha-1-Fetoprotein (AFP) und / oder niedriger Wert für PAPP-A im mütterlichen Blut
- meistens asymmetrische Wachstumsverzögerung
- ein vergleichsweise kleiner Kopf (Mikrozephalie) oder ein vergleichsweise großer Kopf (Makrozephalie), Brachyzephalie
- weitgehendes Fehlen von Hirnwindungen zwischen den beiden großen Gehirnhälften (Agyrie), Balkenagenesie)
- dilatierte Lateralventrikel
- Erweiterung des Nierenbeckenkelchsystems (Pyelectasie)
- Herzfehler (kardiovaskuläre Veränderungen, häufig atrioventrikuläre Septumdefekte)
- White spots im Herzen (Golfballphänomen)
- einzelne Nabelschnurarterie (singuläre Umbilikalarterie)
- echogene Darmschlingen
- vergleichsweise kurze Röhrenknochen am Oberschenkel (Femur)
- Arnold-Chiari-Malformation
- Spina bifida aperta
- Gaumenspalte / Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten
- Holoprosencephalie (Entwicklungsstörung des Vorderhirns und des Gesichts aufgrund eines Fehlers bei der Trennung des Gehirns in zwei Hemisphären)
- Ring- und Mittelfinger sind zusammengewachsen (= Syndaktylie 3/4) / Peridaktylie (Verwachsung von Fingern / Abbildung: 1)
- Omphalozele (Nabelschnurbruch: Die Nabelschnur am Baby ist sackartig aufgebläht und Bauchorgane treten durch den Nabel hervor / in ca. 25 % der Fälle, wobei sich typischerweise nur Darm im Bruchsack befindet)
- ungewöhnlich ausgeprägte Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich (große Nackentransparenz)
- vergleichsweise weit auseinander liegende Augen (Hypertelorismus)
- vergleichsweise kleine Augen (Mikrophtalamie)
- Fehlbildung der Regenbogenhaut und / oder Aderhaut und / oder des Sehnervs im Auge (Kolobome)
- besonders geformte (dysplastische) Ohrmuscheln
- Hydronephrose
- ungewöhnlich große Erythrozyten im Blutbild des Kindes
Die sichere Diagnose kann durch eine Chromosomenanalyse, z.B. im Rahmen einer Amniozentese, gestellt werden. Ein positiver Befund veranlasst die meisten Schwangeren bzw. werdenden Elternpaare dazu, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, insbesondere da die meisten Kinder selbst bei einer Lebendgeburt langfristig nicht lebensfähig wären.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen