Freitag, 15. Februar 2013

Die Geburt

Sammel dich! Sammel dich! Das sagte ich mir immer wieder. Ich wusste was ich wollte, ich hatte mir schon einen Plan für diese schreckliche Situation ausgedacht. Mit viel hoffen, dass unser erster Eindruck richtig lag, haben wir uns nun an einen Bestatter gewendet. Er erklärte wie er vorging und wann und wo wir unser Kind begraben können. Der letzte Weg unseres Kindes war nun in 10 Minuten geregelt. Wird es auch perfekt werden?
Auch wenn mir nicht soviel Zeit eingeräumt wurde, hatte ich das dringende Bedürfnis noch etwas für mein Kind zu kaufen. Wie konnte ich das nur in der Schwangerschaft versäumen... Nun schritten wir von Regal zu Regal. Würde dieses Kuscheltier passen? Unser Kind ist aber recht klein dafür, oder? Es war ein schreckliches Gefühl durch die Gänge zu laufen und zu wissen, was man hier eigentlich macht. Man kauft etwas für sein totes Kind - wie in Trance... Doch wir hatten etwas Perfektes gefunden und waren für den Weg in das Krankenhaus nun bereit.

Die Anmeldung gestaltete sich, wohl durch das große Krankenhaus, etwas kompliziert. Gegen Mittag war es dann soweit. Der letzte Ultraschall wurde gemacht. Die Ärztin bestätigte den Tod meines Kindes und schätze mein Kleines auf 160 g. Sie erklärte, wie sie die Geburt gestalten, ob ich mein Kind sehen will, ob ich noch Wünsche habe. Alles war geregelt.

Ich zog in mein Einzelzimmer. Zunächst lag es auf der Entbindungsstation.
Mir wurde das erste Cergem zur Einleitung gelegt. Mein Körper leistete schon von sich aus Kontraktionen, durch die Einleitung verstärkten sich diese nun, ich übergab mich auch. Zwischenzeitlich kam der Narkosearzt, um mich wegen der Vollnarkose nach der Entbindung aufzuklären, da noch eine Ausschabung gemacht werden muss. Auch die Seelsorgerin kam vorbei. Es tat gut mit ihr zu sprechen und auch für das danach gab sie uns Adressen und Anlaufstellen mit. Diese lagen beisammen in einem Umschlag worauf Stille Geburt stand. Nun laß ich das, was mich erwarten wird. Bis zum Ende hin habe ich es nicht realisieren können...

Der Umzug in mein Einzelzimmer auf der Frauenstation erfolgte kurze Zeit später. Ich war sehr überrascht, dass auf der Station immer eine Hebamme anwesend war. Die Nacht brach nun an, ich war müde von den Kontraktionen die einfach kaum etwas brachten und ließ mir ein Schmerzmittel geben. Der Tropf kann schmerzstillend oder geburtsfördernd wirken, sagte mit die Hebamme noch. Bei mir hörten die Schmerzen auf. An Schlaf war aber auch nicht zu denken. In der Nacht zum 5.1.13 platze die Fruchtblase, kommt mein Baby nun bald? Nein, es vergingen noch 20 Stunden, bis ich mein Baby tot in meinen Händen halten musste. Diese Stunden waren schrecklich und schön zu gleich. Es waren die letzten Stunden mit meinem Baby in meinem Bauch.... Die Geburt ging spontan und sehr überraschend los. Seit dem Schmerztropf hatte ich, trotz weiterführender Einleitung, keine spürbaren Wehen mehr. Für die Geburt bedarf es 5 leichte Wehen und mein Kleines war da. Es war nun Samstag, der 5.1.2013 um 22:55 Uhr. Ich wollte mein Kleines direkt sehen, wurde aber zunächst zurückgehalten, um behutsam darauf vorbereitet zu werden, dass mein Baby zu klein war, um unbeschadet durch den engen Geburtskanal kommen zu können. Ich musste lange schauen, einige Male schlucken und mein Herz festhalten, bis ich die Situation realisiert hatte. Bis ich verstanden habe, dass ich nun mein Baby sehe. Mein Babys war komplett, vollkommen und wunderschön. Es war zu klein, viel zu klein, noch kleiner, als ich es erwartet hätte. Die Hebamme versprach mir mein Kleines hübsch zu machen und es mir nach der OP zu bringen. Der OP Saal stand sofort bereit und die Ausschabung erfolgte. Die ganze Prozedur erlebte ich nur noch in Trance. Die OP war unkompliziert und ging schnell von statten. Einwenig mehr als eine Stunde nach der Geburt lag ich wieder auf meinem Zimmer und mein Kind wurde mir gebracht. Es lag in einem Weidenkörbchen, um ihn herum lagen Sonnenblumen und es war gedeckt mit einem kleinen Stück Stoff. Mein Kleines war wunderhübsch und hatte alles. Alle Fingerchen, alle Zehen, eine kleine Stubsnase, den gleichen Mund wie sie auch meine ersten beiden Kinder schon haben. Nur welches Geschlecht unser Kind hat, dass war wegen der Wachstumsminderung nicht ganz klar. Wir haben die letzten Stunden unglaublich genossen und viele Erinnerungsstücke geschaffen, das war mir sehr wichtig. Einige Stunden sind nun vergangen und die Welt konnte, so sehr ich mir es auch gewünscht habe, nicht stehen bleiben. Die Zeit zum Abschiednehmen war nun gekommen, das spürten wir. Nachdem wir unser Kind liebevoll eingewickelt haben, kam die Hebamme und wir blieben alleine zurück...






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